Schule gestalten / 18.07.2018

Als Lehrer im Ausland unterrichten

Auslandsschuldienst

Raus aus dem deutschen (Schul-)Alltag und eine Zeit im Ausland leben – davon träumen viele. Für Sie als Lehrer/-in gibt es diese Möglichkeit tatsächlich: Sie können im Auslandsschuldienst unterrichten. Was es damit auf sich hat und welche Fragen Sie sich stellen sollten, das lesen Sie hier.

Bild: Shutterstock.com/Billion Photos

Im Ausland unterrichten: Möglichkeiten und Wissenswertes

Raus dem altbekannten (Schul-)Trott, die Koffer packen und für eine Zeit im Ausland leben – das ist auch für viele Lehrer ein lang gehegter Lebenstraum. Im Auslandsschuldienst kann dieser Traum durchaus tatsächlich wahr werden: Ähnlich wie bei "Work and Travel" lassen sich so Arbeit und ein Auslandsaufenthalt spannend und sinnvoll verbinden. Einen ersten Überblick über die Möglichkeiten, das Verfahren und das wichtigste Wissenswerte haben wir einmal für Sie zusammengetragen – zur Information, zum Träumen und vielleicht sogar zum Pläne-Schmieden.

Vorab: Hand aufs Herz – ist das wirklich etwas für Sie?

Dass die Arbeit als Lehrer im Ausland kein Erholungsurlaub ist, liegt natürlich auf der Hand. Damit Sie das, was auf Sie zukäme, realistisch(er) einschätzen können, stellen Sie sich die folgenden Fragen:
 

Können Sie sich vorstellen, sich tatsächlich für mehrere Jahre an einer fremden Schule im Ausland zu verpflichten? 
In der Regel bewerben Sie sich um eine 2- bzw. 3-jährige Vermittlung; vielleicht verlängern Sie Ihren Einsatz dann sogar noch, bis Sie bei der Höchstdauer von 6 Jahren angekommen sind. Kurzeinsätze von einem halben oder einem Jahr gibt es regulär nicht – hier lautet das Prinzip also "wenn, dann richtig".
 

Trauen Sie sich zu, ins kalte Wasser zu springen und Ihre Verpflichtung dann auch "durchzuziehen"?
Einen Schnuppereinsatz vor Ort oder eine Probezeit wird es nicht geben. Natürlich können Sie im Vorfeld alle Fragen stellen, die Ihnen auf den Nägeln brennen, und nach Herzenslust recherchieren, um sich ein Bild von "Ihrer" Schule zu machen. Eine Restungewissheit wird aber trotzdem bleiben – und wenn es im Ernstfall Stolpersteine gibt, wollen diese aus dem Weg geräumt, bewältigt oder ausgehalten werden, ohne dass Sie alles hinwerfen.
 

Kommen Sie damit zurecht, von Familie und Freunden über lange Zeit weit entfernt zu leben?
Sein Leben für mehrere Jahre ins Ausland zu verlagern, wirkt sich auf sämtliche Lebensbereiche aus – auch auf Familie und Freunde. Fragen Sie sich ehrlich: Ist das für Sie denkbar? Oder würden Sie trotz Skype und Facebook innerhalb kürzester Zeit unter schlimmem Heimweh leiden? Wenn Sie Ehepartner und Kinder haben, die sie mit ins Ausland nehmen möchten, stellt sich außerdem die Frage: Ist das für alle in Ordnung und realistisch machbar?
 

Sind Sie bereit, den Organisations- und Vorbereitungsaufwand zu stemmen?
Welche Papiere und (Zusatz-)Versicherungen brauchen Sie? Was müssen Sie kündigen und was wollen Sie gegebenenfalls zwischenvermieten? Was soll beispielsweise mit Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus passieren, während Sie im Ausland sind? Das Leben in Deutschland für ein paar Jahre zu "pausieren", bringt einigen Aufwand mit sich. Die ZfA rüstet Sie in einem einwöchigen Lehrgang in Köln-Bonn für Ihren Einsatz und klärt dabei auch wichtige Finanz- und Organisationsfragen. Trotzdem bleibt natürlich jede Menge für Sie zu tun, zu bedenken und zu organisieren.
 

Können und wollen Sie sich auf Land und Leute einlassen?
Egal, ob Südafrika, Asien oder ein (Nachbar-)Land innerhalb Europas: Nirgends können Sie erwarten, dass im Alltag und im Unterricht alles funktioniert, wie Sie es aktuell gewohnt sind. Offenheit, Flexibilität und eine Portion Gelassenheit sind deshalb definitiv sinnvoll – und oftmals zwingend notwendig.
 

Wenn Sie immer noch entschlossen nickend vor dem Bildschirm sitzen, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Und der Mut und der Einsatz lohnen sich durchaus: Lehrer, die im Ausland unterrichtet haben, oder es aktuell tun, beschreiben ihre Zeit fast ausnahmslos als positiv beeindruckend und prägend. Die pädagogische Freiheit, die spannenden Einblicke und auch der Blick von außen auf das deutsche Schulsystem werden von den meisten als enorm bereichernde (Lebens-)Erfahrung empfunden.

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Und weiter? Welche Möglichkeiten gibt es und an wen müss(t)en Sie sich wenden?

Die Hauptanlaufstelle für Lehrkräfte, die ins Ausland möchten, ist die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) im Bundesverwaltungsamt in Köln. Von der ZfA können Sie sich weltweit vermitteln lassen – etwa an eine der 140 Deutschen Auslandsschulen.

Verbeamtete und festangestellte Lehrer im Landesschuldienst können sich bei der ZfA als Auslandsdienstlehrkräfte (ADLK)bewerben. Freie Stellen als Bundesprogrammlehrkräfte (BPLK) sind vor allem für Lehrkräfte ohne Festanstellung und auch Master-Absolventen mit dem Fach Deutsch als Fremdsprache gedacht; verbeamtete und festangestellte Lehrer können sich um diese Plätze aber generell auch bewerben. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, direkt mit den Auslandsschulen einen Einsatz als sogenannte Orts(lehr)kraft (OK bzw. OLK) zu vereinbaren, meist aber mit Abstrichen bei den (vertraglichen) Bedingungen und mit Einbußen bei der Vergütung.

Auslandsdienstlehrkräfte erhalten ihr Einkommen – einen Inlandsteil und einen Auslandsteil – übrigens von der ZfA. Bundesprogrammlehrkräfte erhalten ein Ortsgehalt von der ausländischen Schule und eine Zuwendung von der ZfA. Ortskräfte erhalten ihr Gehalt komplett von der Deutschen Auslandsschule, an der sie tätig sind.

Wie läuft die Bewerbung bei der ZfA ab?

Wer nicht festangestellt im Landesschuldienst arbeitet und nicht extra vom Schuldienst freigestellt werden muss, der kann seine Bewerbung als Bundesprogrammlehrkraft direkt an die ZfA richten. Meist müssen Sie dann noch ein Auswahlverfahren vor Ort in Köln oder Bonn durchlaufen. Verbeamtete oder unbefristet angestellte Lehrkräfte müssen – egal, ob sie sich als Auslandsdienstlehrkräfte oder Bundesprogrammlehrkräfte bewerben – eine "Extra-Schleife drehen": Wenn Sie aus dem aktiven deutschen Schuldienst als Auslandslehrkraft vermittelt werden möchten, müssen Sie den offiziellen Dienstweg gehen; zunächst über die Schulleitung und dann über die zuständige Schulbehörde Ihres Bundeslands. Ihr Dienstherr bzw. Arbeitgeber muss bereit sein, Sie im Vermittlungsfall entsprechend zu beurlauben und Sie generell für geeignet für den Auslandsschuldienst halten. Ihre Bewerbungsunterlagen geben Sie zunächst bei der Schulleitung ab; danach wird sie von Ihrer zuständigen Schulbehörde geprüft. Fällt die Prüfung positiv aus, leitet die Schulbehörde Ihre Bewerbung mit einem Hinweis zu Ihrer Verfügbarkeit (der sogenannte Freistellungsvermerk) an die ZfA weiter. Sie erhalten eine Eingangsbestätigung – und die ZfA nimmt Sie in ihren Bewerberpool auf.

Wie läuft die Auswahl und Vergabe der freien Stellen ab?

Wichtig zu wissen: Auch wenn Sie von einem Einsatz in Südfrankreich oder Ihrem Traum-Reiseziel Japan träumen – Sie können leider keinen Wunschstandort festlegen. Bei Ihrer Bewerbung können Sie nur zwei Regionen ausschließen, wobei die Regionen grob den Kontinenten entsprechen. Wer von welcher Schule ein Angebot bekommt, entscheiden die Schulen selbst. Die Schulleiter suchen sich in der Bewerberdatenbank ihre(n) Wunschkandidaten aus und nehmen Kontakt auf. Ob Sie ein Angebot annehmen oder ablehnen, liegt allerdings bei Ihnen.

Stimmen Sie verbindlich zu, überprüft die ZfA noch einmal die Auswahl und gibt im Idealfall grünes Licht. Dann erhalten Sie ein Annahmeschreiben und alles Weitere setzt sich in Bewegung. Sie schließen einen Dienstvertrag mit dem Schulträger der ausländischen Schule; meist auf drei Jahre (ADLK) bzw. zwei Jahre (BDLK) ausgelegt. Für Auslandsdienstlehrkräfte beantragt die ZfA noch die entsprechende Beurlaubung – und Sie können in die konkrete Vorbereitung starten.

Wie können Sie sich noch weiter einarbeiten und zum Beispiel auf die Bewerbung vorbereiten?

Eingehend informieren können Sie sich beispielsweise auf der Internetseite der ZfA oder in den verschiedensten Lehrerforen, in denen Lehrer, die im Ausland unterrichten bzw. unterrichtet haben, von ihren Erfahrungen erzählen. Und vielleicht heißt es für Sie dann auch bald: Auf ins Abenteuer!

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