Besser lernen / 04.06.2020

Berufswunsch Lehrer/-in: Wär' das was für dich?

Berufsberatung und Berufsorientierung

Die einen können die Schule nicht schnell genug verlassen – die anderen wollen Lehrer/-in werden und freiwillig zurück. Was spricht für das Berufsbild? Was solltest du mitbringen? Und wie wird man eigentlich Lehrer/-in? Hier kommen die wichtigsten Fakten, Infos und eine kurze Checkliste im Überblick.

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Berufswunsch Lehrer: Viel mehr als nur Unterricht

Das Berufsbild ist immer noch und immer wieder sehr beliebt – und der Bedarf an Lehrkräften ist groß. Wer aber primär Lehrerin oder Lehrer werden möchte, um einen sicheren Beamtenjob mit viel Urlaub zu haben und Mama und Papa mit "etwas Solidem" zu beruhigen, der wird in dem Beruf kaum glücklich werden. Lehrersein bedeutet nämlich viel mehr als "nur" zu unterrichten, zu benoten und regelmäßig Ferien zu haben.

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Lehrerin oder Lehrer werden: Vor- und Nachteile

Für viele punktet der Lehrerjob vor allem durch die Sicherheit. Damit ist natürlich zuallererst die Verbeamtung gemeint – denn Lehrer/-innen "auf Lebenszeit" sind nahezu unkündbar. Beamte zahlen außerdem keine Sozialabgaben, sodass von ihrem Bruttolohn deutlich mehr übrig bleibt als bei Angestellten in Firmen und Unternehmen. Sicher scheint die Berufswahl aber auch noch in anderer Hinsicht zu sein: Den Schulalltag kennst du als Schülerin oder Schüler aus eigener Erfahrung – wie der Arbeitsalltag einer Lehrkraft aussieht kannst du dir deshalb logischerweise eher vorstellen als bei einem Chemielaboranten, Soziologen oder Rechtsanwalt. Die geregelten Arbeits- und Ferienzeiten und auch die oft leichtere Umsetzbarkeit von Teilzeitarbeit oder Elternzeit als in klassischen Wirtschaftsjobs machen den Lehrerberuf zusätzlich attraktiv.

"Hinter den Kulissen" ist die Arbeit allerdings auch extrem fordernd: Die psychische und physische Belastung ist enorm. Lehrer schlagen sich mit vielen Vorgaben, Erwartungen und Anforderungen von verschiedensten Seiten herum (vom Lehrplan bis zu den Eltern), müssen täglich verschiedenste (Konflikt-)Situationen meistern und haben neben der reinen Unterrichtsvorbereitung immer mehr zu tun. Der Erziehungsaufwand steigt, denn Lehrer sind längst keine reinen Wissensvermittler mehr, sondern Erzieher, Bezugspersonen, (Lern-)Berater und Coaches in einem. Über weite Strecken sind Lehrer außerdem Einzelkämpfer, und nach Schulschluss verbringen sie viel Zeit mit der Vorbereitung der nächsten Unterrichtsstunden, dem Korrigieren von Tests und Arbeiten und der Dokumentation. Große Klassen, der permanente Lärmpegel, die Gefahr von Selbstausbeutung und Burn-out und wenige Aufstiegsmöglichkeiten können den Beruf frustrierend machen. Und: Wenn Lehrer sich krankmelden, ist die Vertretung schwieriger als in vielen anderen Jobs.

Auf der anderen Seite bekommen Lehrer aber auch viel zurück: Sie arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, die sie begleiten, fördern und unterstützen und denen sie bei der Entwicklung helfen. Der Lehrerjob ist also auch eine Art von gesellschaftlichem Engagement mit nachhaltiger Wirkung. Für die meisten Lehrer ist ihre Arbeit nicht nur Beruf, sondern Berufung – eine (im wahren Sinn des Wortes) sinnvolle Arbeit, bei der sie viel gestalten, bewegen und bewirken können.

Checkliste: Was solltest du als (angehender) Lehrer mitbringen?

 Wer Lehrer werden und in dem Beruf langfristig glücklich werden möchte, der sollte ...

  • eine positive Grundhaltung zum Job, zur Schule und Schülern haben;
  • gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten;
  • sich für ein Fach (sprich: für seine Unterrichtsfächer) begeistern und mit dieser Begeisterung anstecken können;
  • bereit sein, sich in die (Unterrichts-)Materie "einzufuchsen" und ein Experte auf seinem Gebiet zu werden;
  • Inhalte gut und gerne erklären und vermitteln können;
  • sich als Berater, Betreuer und Begleiter und nicht nur als Stoffvermittler sehen;
  • empathisch und sozialkompetent sein;
  • vorurteilsfrei mit ganz verschiedenen Menschen, Charakteren und Kulturen umgehen können;
  • sich für Respekt und ein gutes Miteinander einsetzen;
  • Geduld und eine hohe Frusttoleranz mitbringen;
  • starke Nerven und ein dickes Fell haben;
  • Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein und Konfliktfähigkeit mitbringen;
  • vor Gruppen stehen und reden können;
  • offen und zugänglich sein, ohne mit jedem befreundet sein zu wollen;
  • als Einzelkämpfer arbeiten und sich selbst motivieren können;
  • organisiert sein und auch Selbst- und Zeitmanagement beherrschen.

Natürlich mussten auch gestandene Lehrer erst einmal in den Beruf hineinwachsen. Wenn du beim letzten Referat also aufgeregt warst oder beim Gedanken, 30 Schüler zu unterrichten, leicht nervös wirst, ist das kein Grund zur Sorge. Wenn du dich in den meisten Punkten der Checkliste aber so gar nicht wiederfindest oder dir schon der Angstschweiß ausbricht, wenn du nur daran denkst, irgendwann einmal ein Elterngespräch führen zu müssen, dann bist du in einem anderen Beruf wahrscheinlich besser aufgehoben.

Wie wird man denn nun Lehrer?

Generell können zwar auch Quereinsteiger unter bestimmten Voraussetzungen Lehrer werden – je nach Bundesland, Schulform, Bedarf und Fach ist das aber oft schwierig. Der klassische Weg in den Lehrerberuf ist immer noch das Lehramtsstudium als Mix aus pädagogischem Wissen bzw. Kompetenzen und den (Unterrichts-)Fächern, die du wählst. Schon mit dem Studium legst du dich auf die spätere Schulform fest, indem du dich etwa für die Grundschule oder das Lehramt für Berufskollegs entscheidest.

Nach dem Studium an sich folgt dann noch der Vorbereitungsdienst, das sogenannte Referendariat, das in der Regel noch einmal 24 Monate dauert und mit dem 2. Staatsexamen abschließt. Ganz fertig mit dem Lernen bist du als Lehrer aber natürlich nie – auch "gestandene" Lehrer bilden sich immer wieder berufsbegleitend fort und weiter.

Wie kannst du noch herausfinden, ob der Lehrerberuf zu dir passt?

Die meisten Unis haben mittlerweile recht früh im Studium Praxisphasen eingeplant, in denen du den Lehreralltag "aus nächster Nähe" erleben kannst. Aber auch vor dem Studium kannst du beispielsweise schon für dich testen, ob du tatsächlich gut mit Kindern und/oder Jugendlichen arbeiten kannst und willst.

Du kannst Grundschulkinder babysitten, Nachhilfe geben oder dich in Vereinen oder deiner Kirche als Jugend- bzw. Gruppenleiter engagieren. Wenn du Lehrer im Verwandten- oder Bekanntenkreis hast, löcher sie mit Fragen – oder sprich deine eigenen Lehrer an. Als Schüler sitzt du schließlich an der Quelle und kannst dir alle Fragen aus erster Hand beantworten lassen!

Literaturangaben

​Berufs-Porträt Lehrer: "Die Arbeit mit Schülern ist erfüllend – und anstrengend!"", ARD, http://www.ard.de/home/themenwoche/Berufs_Portraet_Lehrer_ARD_Themenwoche_2016/3558452/index.html

"Die Schulverbesserer – Teil 6: Welche Eigenschaften muss ein guter Lehrer haben?" von Jan Friedmann, Hauke Goos und Lena Greiner, Spiegel online, http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-welche-eigenschaften-braucht-ein-guter-paedagoge-a-995973.html

"Realitäts-Check: Traumberuf Lehrer?" von Carola Sonnet, karriere.de, http://www.karriere.de/karriere/traumberuf-lehrer-9791/

"Lehramtsstudium: Berufswunsch Lehrer – reines Sicherheitsdenken?" von Anne-Ev Ustorf, Süddeutsche Zeitung, http://www.sueddeutsche.de/bildung/lehramtsstudium-seitenwechsel-1.2940786

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